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Gicht & Rheuma – Was ist der Unterschied?

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Beim Thema Gelenkerkrankungen werden häufig die Begriffe Gicht, Rheuma, Arthrose und Arthritis durcheinandergeworfen, bzw. auch einfach synonym verwendet. Alle diese Erkrankungen verursachen Schmerzen an und in den Gelenken, sodass die Verwechselung naheliegt.

Arthrose, Arthritis und Gicht zählen zum sogenannten rheumatischen Formenkreis, der auch gerne allgemein als Rheuma bezeichnet wird. Bei Rheuma handelt es sich also schon mal nicht um eine einzige Krankheit, sondern um einen Überbegriff für diverse Erkrankungen des passiven Stütz- und Bewegungsapparats. Diese große Gruppe von Erkrankungen lässt sich anhand der ihrer Ursachen unterteilen.

Entzündlich-rheumatische Erkrankungen

Bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen steckt die Ursache im Namen. Aufgrund einer anhaltenden, chronischen Entzündungsreaktion kommt es zu Schmerzen im Gelenk und zur Schädigung körpereigener Strukturen. Eine Entzündung ist im Normalfall Teil einer Abwehrreaktion des Körpers. Um beispielsweise Krankheitserreger abzuwehren wird kurzzeitig in einem bestimmten Bereich des Körpers die Durchblutung erhöht und die Durchlässigkeit der Gefäße gesteigert, um dadurch Immunzellen ins Gewebe zu schicken. In der Folge ist das entsprechende Gewebe gerötet, geschwollen und empfindlich.

Während diese Reaktion im Normalfall physiologisch und zeitlich begrenzt ist, hält sie bei einer rheumatisch-entzündlichen Erkrankung länger an und richtet sich gezielt gegen körpereigenes Gewebe. Der Grund ist eine fehlgeleitete Immunreaktion des Körpers. Dieser produziert sogenannte autoreaktive Antikörper, die nicht gegen Krankheitserreger, sondern gegen körpereigene Zellen gerichtet sind. Sie markieren die Zellen für Immunzellen und leiten selber direkt Abwehrmechanismen ein. Man spricht von einer Autoimmunreaktion.

Zu diesen autoimmunen, rheumatisch-entzündlichen Erkrankungen zählen unter anderem rheumatoide Arthritis, Spondylitis ankylosans, Arthritis-Psoriasis und die sogenannte juvenile idiopathische Arthritis.

Degenerative rheumatische Erkrankungen

Bei degenerativen rheumatischen Erkrankungen ist ein längerer Verschleiß, bzw. eine chronische Überlastung Ursache für die Beschwerden. Durch die langanhaltende Belastung kommt es zu einem Abbau des Gelenkknorpels und eventuell zu bindegewebigem Umbau von Gewebe. Der bekannteste Vertreter dieser Gruppe ist die klassische Gelenkarthrose, in den USA auch Osteoarthritis genannt. Aber auch Sehnenscheidenentzündungen als klassische Verschleißerscheinung fallen unter diese Kategorie.

Eine Arthrose kann durch langfristige Überlastung, einen Unfall oder auch als Folge einer anderen rheumatischen Erkrankung (z.B. rheumatoide Arthritis) entstehen.

Stoffwechselstörungen

Einige rheumatische Erkrankungen können auch durch Stoffwechselerkrankungen verursacht werden. Der wichtigste und häufigste Vertreter ist dabei Gicht. Daneben gibt es noch die sogenannte Hämochromatose, eine Krankheit, bei der es zu einer Überladung des Körpers mit Eisen kommt. Eines der vielen möglichen Symptome sind dabei Entzündungen im Bereich der Fingergrundgelenke.

Bei Gicht kommt es aufgrund eines erhöhten Harnsäure-Spiegels im Blut zur Bildung von sogenannten Urat-Kristallen an den Gelenken. Harnsäure ist im Blut nur schlecht löslich, deshalb fällt sie bei reduzierter Ausscheidung, bzw. erhöhtem Aufkommen leicht in kristalliner Form aus (siehe auch Was ist Harnsäure?). Die Harnsäure-Kristalle am Gelenk werden als Fremdkörper wahrgenommen, gegen die sich das Immunsystem richtet. Es kommt zu einer schmerzhaften Entzündungsreaktion ähnlich wie bei den rheumatisch-entzündlichen Erkrankungen, allerdings ohne Bildung von autoreaktiven Antikörpern.

Nicht-entzündliche rheumatische Weichteilerkrankungen

Diese Erkrankungsgruppe umfasst im Wesentlichen die sogenannte Fibromyalgie. Dabei handelt es sich um ein Schmerzsyndrom im Bereich von Muskeln, Sehnen, Gelenken und Rücken, das jedoch ohne Anzeichen von degenerativen oder entzündlichen Vorgängen einhergeht. Es kommt darüber hinaus oft zu psychovegetativen Symptomen wie Schlafstörungen, Müdigkeit, Morgensteifigkeit, Konzentrationsschwäche und verschiedenen weiteren Symptomen.

Die Ursachen der Fibromyalgie sind bis heute nicht geklärt. Auch ist die Klassifizierung als Weichteilrheumatismus nicht bei allen Autoren einheitlich, was nicht zuletzt an der schwierigen, unscharfen Diagnose liegt. Deshalb findet man unter diesem Begriff oft auch Schleimbeutelerkrankungen und Sehnenscheidenentzündungen.

Das problematische an den rheumatischen Erkrankungen ist, dass sich die Symptome häufig ähneln und eine klare Diagnose nicht einfach ist. In vielen Fällen hat man es mit einer Entzündung zu tun, die akute Schmerzen verursacht. Ob diese Entzündung jedoch autoimmun, durch Harnsäure, oder als Folge von Verschleiß entstanden ist, kann man zunächst nicht sagen. Im Fall der rheumatisch-entzündlichen Erkrankungen kann es hilfreich sein, im Blut autoreaktive Antikörper zu bestimmen. Bei Gicht hilft das Messen der Harnsäure. Eine einfache Methode zur Unterscheidung ist auch der Test mit Wärme und Kälte. Bei einem entzündeten Gelenk ist Kälte meist lindernd, während ein arthrotisches Gelenk oft besser auf Wärme reagiert.

Letztlich sollte man bei anhaltenden Beschwerden im Bereich der Gelenke aber auf jeden Fall einen Orthopäden aufsuchen. Dieser kann einen dann nach Anamnese und körperlicher Untersuchung bei Bedarf an einen Rheumatologen überweisen.


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