Gichtforum
Gicht erhöht das Risiko für Gelenkschmerzen im Knie oder der Schulter
Home » Unkategorisiert » Vom Fuß zum Knie – Gicht als Risikofaktor für andere Gelenkprobleme

Vom Fuß zum Knie – Gicht als Risikofaktor für andere Gelenkprobleme

Diesen Beitrag teilen:

Gichtpatienten wissen nur zu gut, dass sich eine Gichterkrankung vor allem durch schwere Schmerzen in verschiedenen Gelenken äußert. Vielen Betroffenen ist jedoch gar nicht bewusst, dass Harnsäure auch an anderen Organen und Geweben Schäden anrichten kann. Welche das sind und wie Sie Gicht und Gelenkproblemen entgegenwirken können, erfahren Sie im hier.

Gicht verursacht Risse in den Muskeln der Schulter

Besonders häufig kommt es bei Gicht zu Ablagerungen in den Sehnen von Muskeln, vor allem an den Knien, Achillessehne und Schulter. Die sogenannten Uratkristalle können daraufhin das Bindegewebe schwächen, sodass es schneller zu Rissen und zur Abnutzung kommt. [3]

In einer Studie von 2017 wurde gezeigt, dass Patienten mit Gicht deutlich häufiger an der Schulter operiert werden müssen. Dabei handelte es sich um Verletzungen an der Rotatorenmanschette, einer Gruppe kleiner Muskeln tief im Schultergelenk, die schon bei gesunden Menschen schnell überreizen und reißen kann. Leidet man unter Gicht, ist das Risiko für einen Riss in der Rotatorenmanschette aufgrund von Ablagerungen in den Sehnen noch einmal höher. [4]

Gicht kann Arthrose fördern

Ähnliche Ergebnisse gibt es im Zusammenhang mit Gicht und Arthrose. Diese Gelenkerkrankung wird in der Regel vereinfacht als Gelenkabnutzung mit Knorpelabbau beschrieben. Mittlerweile weiß man, dass bei der Entstehung von Arthrose auch Entzündungen eine wichtige Rolle spielen. Experten vermuten, dass eine durch Uratkristalle bedingte Entzündung im Gelenk auch das Fortschreiten einer Arthrose begünstigen kann. Dieser Zusammenhang konnte jedoch bislang noch nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden. [5] Allerdings kam eine Studie von 2019 zu dem interessanten Ergebnis, dass Patienten mit erhöhter Harnsäure, aber ohne Gicht (auch als Hyperurikämie bezeichnet), offenbar häufiger unter Arthrose leiden [6].

Gicht erhöht Krankheitsrisiken

Dauerhaft erhöhte Harnsäure steigert den Blutdruck, weshalb Gicht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördert [1]. Zusätzlich scheint Gicht das Risiko für Diabetes Typ 2 zu erhöhen [2].
Auch die Niere kann unter der erhöhten Harnsäure-Belastung bei Gicht leiden. Mehr dazu im Beitrag über Begleit- und Folgeerkrankungen der Gicht.

Gicht schadet Gelenken und Muskeln. Abnehmen, bewegen, gesund ernähren senkt das Risiko.

Sinnvolle Maßnahmen zur Behandlung und Vorbeugung

Viele Maßnahmen, die Gichtpatienten eh ergreifen sollten, sind auch für andere Gelenkerkrankungen nützlich:

  • Gewicht reduzieren. Bei Gicht wird empfohlen, das Gewicht schonend zu reduzieren, z.B. mit Intervallfasten. Denn Übergewicht ist direkt mit einem höheren Risiko für Gicht verbunden. [7] Gleiches gilt für Arthrose, hier können aber auch zusätzlich chronische Entzündungen die mechanische Belastung einschränken. [8]
  • Mehr Bewegung. Entgegen der landläufigen Meinung, dass ein von Arthrose betroffenes Gelenk besser geschont werden sollte, kann ein gesundes Maß an Bewegung sowohl Knorpel-, als auch Sehnenschäden entgegenwirken [9,10]. Zugleich unterstützt Bewegung den Gewichtsverlust und kann zudem auch Gichtsymptome lindern.
  • Ausgewogene Ernährung. Ernährung ist bei vielen Krankheiten das A&O, insbesondere aber bei Gicht und Arthrose. So weiß man, dass eine Ernährung reich an rotem Fleisch, Alkohol und Fructose das Gichtrisiko erhöht. Umgekehrt senken Gemüse, Obst (insbesondere Sauerkirschen) und Milchprodukte das Gicht-Risiko. [11] Zudem wurde bei Arthrose beobachtet, dass Patienten mit einem höheren Verzehr von Gemüse und Obst über weniger Schmerzen berichteten [12].

Fazit

Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass Gicht den Bewegungsapparat ganzheitlich schädigen kann. So können zusätzlich Beschwerden an Gelenken auftreten, die von der Gicht nicht unmittelbar betroffen sind. Sie schädigt nicht nur die Finger- und Fußgelenke, sondern hat auch Folgen für die größeren Grundgelenke und Muskeln.

Einem sollte immer bewusst sein, dass Gicht eine schwerwiegende Erkrankung ist, die auf viele verschiedene Systeme im Körper Auswirkungen hat. Das Gute dabei ist, dass viele der schwerwiegenden Folgen durch einen angepassten Lebenswandel mit ausgewogener Ernährung, Gewichtsreduktion und Bewegung eingeschränkt werden können.

Quellen

(1) Abeles, A. M. (2015). Hyperuricemia, gout, and cardiovascular disease: an update. Current Rheumatology Reports, 17(3), 13. https://doi.org/10.1007/s11926-015-0495-2
(2) Pan, A., Teng, G. G., Yuan, J.-M., & Koh, W.-P. (2016). Bidirectional Association between Diabetes and Gout: the Singapore Chinese Health Study. Scientific Reports, 6, 25766. https://doi.org/10.1038/srep25766
(3) Susheel, S., Deepak, M. (2019). Clinical correlation between serum uric acid level and tophus involmente of tendon: a descriptive stud. International Journal of Research in Orthopaedics. http://dx.doi.org/10.18203/issn.2455-4510.IntJResOrthop20185334
(4) Huang, S.-W., Wu, C.-W., Lin, L.-F., Liou, T.-H., & Lin, H.-W. (2017). Gout Can Increase the Risk of Receiving Rotator Cuff Tear Repair Surgery. The American Journal of Sports Medicine, 45(10), 2355–2363. https://doi.org/10.1177/0363546517704843
(5) Yokose, C., Chen, M., Berhanu, A., Pillinger, M. H., & Krasnokutsky, S. (2016). Gout and Osteoarthritis: Associations, Pathophysiology, and Therapeutic Implications. Current Rheumatology Reports, 18(10), 65. https://doi.org/10.1007/s11926-016-0613-9
(6) Wang, S., Pillinger, M. H., Krasnokutsky, S., & Barbour, K. E. (2019). The association between asymptomatic hyperuricemia and knee osteoarthritis: data from the third National Health and Nutrition Examination Survey. Osteoarthritis and Cartilage. https://doi.org/10.1016/j.joca.2019.05.013
(7) Aune, D., Norat, T., & Vatten, L. J. (2014). Body mass index and the risk of gout: a systematic review and dose-response meta-analysis of prospective studies. European Journal of Nutrition, 53(8), 1591–1601. https://doi.org/10.1007/s00394-014-0766-0
(8) Francisco, V., Perez, T., Pino, J., Lopez, V., Franco, E., Alonso, A., … Gualillo, O. (2018). Biomechanics, obesity, and osteoarthritis. The role of adipokines: When the levee breaks. Journal of Orthopaedic Research : Official Publication of the Orthopaedic Research Society, 36(2), 594–604. https://doi.org/10.1002/jor.23788
(9) Wellsandt, E., & Golightly, Y. (2018). Exercise in the management of knee and hip osteoarthritis. Current Opinion in Rheumatology, 30(2), 151–159. https://doi.org/10.1097/BOR.0000000000000478
(10) Desmeules, F., Boudreault, J., Dionne, C. E., Fremont, P., Lowry, V., MacDermid, J. C., & Roy, J.-S. (2016). Efficacy of exercise therapy in workers with rotator cuff tendinopathy: a systematic review. Journal of Occupational Health, 58(5), 389–403. https://doi.org/10.1539/joh.15-0103-RA
(11) Li, R., Yu, K., & Li, C. (2018). Dietary factors and risk of gout and hyperuricemia: a meta-analysis and systematic review. Asia Pacific Journal of Clinical Nutrition, 27(6), 1344–1356. https://doi.org/10.6133/apjcn.201811_27(6).0022
(12) Han, H. S., Chang, C. B., Lee, D.-C., & Lee, J.-Y. (2017). Relationship between Total Fruit and Vegetable Intake and Self-Reported Knee Pain in Older Adults. The Journal of Nutrition, Health & Aging, 21(7), 750–758. https://doi.org/10.1007/s12603-016-0842-7

Fotos: Jenny Hill und Lucaxx Freire on Unsplash


Diesen Beitrag teilen: